Franziskus Altar


Manch versteckte Miniatur kann nur mit dem Fernglas entdeckt werden: Die Besucher des Vortrags waren vorbereitet. (Foto: resa) Im Gespräch mit dem Experten: Dr. Peter Witzel stand beim Franziskus-Altar im Wolfgang-Bonhage-Museum Rede und Antwort. (Foto: resa)

"Verstecktes verstehen" -Vortrag von Dr. Peter Witzel über Miniaturen auf Korbacher Altären begeisterte

Das Geheimnis der Eule von Bethlehem

Von Theresa Demski
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KORBACH. Den meisten Betrachtern entgehen sie: Die Miniaturen auf den drei Altären des Korbacher Franziskanermalers erzählen spannende Geschichten, werden aber nur selten entdeckt. Dr. Peter Witzel half vielen Interessierten am Dienstagabend auf die Sprünge.

Sie hat alles gesehen, keine Sekunde des großen, historischen Geschehens im Stall von Bethlehem ist ihr entgangen. Sie war dabei, als Maria ihren Sohn das erste Mal in den Arm nahm, als die Engel zu singen begannen, Hirten und Könige aus dem Morgenland den Stall fast zum Bersten brachten. Die kleine Eule sitzt versteckt im Dachgebälk des Stalls in Bethlehem, betrachtet von hier aus den Beginn einer neuen Zeitrechnung und wird doch von den meisten Betrachtern des Altarbildes in der Nikolaikirche übersehen.

Ein Käuzchen beobachtet das Geschehen im Stall von Bethlehem. (Foto: pr)

Warum hat der Maler das Käuzchen im frühen 16. Jahrhundert in die Szene aufgenommen? Welche versteckten Motive hat er in die Altarbilder in der Kilianskirche und des Nieder-Warolderner Altars gemalt, der zurzeit im Wolfgang-Bonhage-Museum ausgestellt ist? Die Geschichte der Miniaturen ist eine spannende, und so machten sich am Dienstagabend viele Zuhörer gemeinsam mit Dr. Peter Witzel auf die Suche nach Antworten. Der hatte mit dem Waldeckischen Geschichtsverein und dem VHS-Kulturforum zum Vortrag ins Bürgerhaus eingeladen, wollte Verstecktes auf den drei Altarbildern des Korbacher Franziskanermalers verständlich machen. Die sind nach langen Jahren erstmals nur wenige Meter voneinander entfernt zu betrachten. So nutzten die vielen Besucher nach dem Vortrag gleich die Gelegenheit, die neu entdeckten Miniaturbilder in der Nikolaikirche, im Museum und in der Kilianskirche selbst zu entdecken. Pfarrer Markus Heßler und Pfarrer Günter Engemann unterstützten Dr. Peter Witzel in den beiden Korbacher Stadtkirchen, machten sich mit den Besuchern auf Entdeckungsreise.

Ob nun das Käuzchen im Stall, vier Fliegen, bisher unentdeckte Tauben und Pflanzen oder die eindrucksvollen Selbstbildnisse des Malers: "Nichts ist zufällig abgebildet worden", erklärte Dr. Peter Witzel während seiner Bilderpräsentation. Die Frage nach dem "Warum?" konnte zwar nicht immer beantwortet werden, aber gemeinsam mit seinen Zuhörern trat Witzel die Reise in vergangene Zeiten und spannende Geschichten an. Die bot vor allem der Franziskus-Altar aus Nieder-Waroldern. Ausgerüstet mit Femgläsern entdeckten die Besucher im Hintergrund des Kreuzigungsgeschehens verschwindend klein gemalte Szenen. "Diese kann man nur verstehen, wenn man die Lebensgeschichte des heiligen Franziskus kennt", erklärte Dr. Witzel.

Die vielen Geschichten seines Lebens bis zum Totenbett sind eindrucksvoll in Miniaturen auf dem Altarbild verewigt. Man muss schon genau hinsehen, um im Schneetreiben der Hintergrundbilder eine Szene zu entdecken, in der eine Frau die Holzfesseln eines Gefangenen löst. "Franziskus selbst wurde in seiner Jugend vom Vater in Ketten gelegt und schließlich von seiner Mutter befreit", erklärte Witzel.

Auf wenigen Quadratmetern erzählen die drei Altarbilder des Korbacher Franziskanermalers so auch die Geschichten der Menschen, ihrer Beziehungen zu Gott und wollen ihren Betrachtern Mut machen. So wird auch die Eule am Ende zur Botschafterin der Hoffnung: Eine Gestalt der Finsternis hat Anteil am Wunder im Stall von Bethlehem.

Der Franziskus-Altar, den zurzeit das Wolfgang-Bonhage-Museum ausstellt, zeigt in Miniaturansichten im Hintergrund Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus. (Foto: pr)


Quelle: WLZ vom 11. Oktober 2007


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