Waldeckische Landeszeitung 20.12.2017
Von Armin Hennig
Korbach. Bei der großen Lachnacht im Frühjahr hatte Martina Brandl den stärksten Eindruck hinterlassen und war vom vhs-Kulturforum gleich für das komplette Programm "Irgendwas mit Sex" engagiert worden.
Dankbar dafür, dass so schnell ein Ausweichtermin für den im Oktober wegen Grippe abgesagten Auftritt gefunden wurde, lief die Künstlerin am Samstagabend im Korbacher Bürgerhaus zu Hochform auf.
Auch dank der Unterstützung durch ein überaus aufgeschlossenes Publikum, das erst gar nicht in Rage geredet werden musste, sondern von Anfang an die Komplimente für eine Verständigung ohne sprachliche Missverständnisse verdiente.
Die als Begleitperson zum Kabarettbesuch genötigten Männer wurden immer wieder ein wenig aufgezogen, bis hin zur Eröffnung, dass der offizielle Titel "Irgendwas mit Sex" auch als Erklärungshilfe gegenüber Freunden und Kollegen taugen könnte. Mit dem Arbeitstitel "Wechseljahre sind keine Herrenjahre" sei es für alle Beteiligten doch wesentlich schwieriger.
Eine gesungene Liebeserklärung an den über Elite-Partner gefundenen Mann, der sich in ihr Herz geputzt hatte, schloss das erste Segment wirkungsvoll ab, in dessen Verlauf Martina Brandl den Bewertungs- oder Wettkampfmodus in allen Lebensbereichen vom Kabarett bis zum Klo auf die erheiternde Spitze mit der Sanifair-Bewertung des gerade absolvierten Stuhlgangs gebracht hatte.
Am Umgang mit Sehenswürdigkeiten illustrierte sie den Mentalitätswandel. Früher hätten Touristen beim Erinnerungsfoto das Bauwerk oder Kulturdenkmal in den Mittelpunkt gestellt, seit der Einführung des Smartphones sei nicht nur die Anzahl der Knipsereien inflationär angestiegen, beim Selfie seien die Golden-Gate-Bridge und andere Riesenbauwerke auf die Rolle der verdeckten Hintergrunddeko geschrumpft.
Statt dessen habe sie in Berlin hautnah den Trend zur Food-Pornografie miterleben, bei der die Hipster nur mit bekannten Dickmachern wie einer Schüssel Macarons fürs Selfie posieren und die kalorienreichen Köstlichkeiten anschließend stehen lassen. Auch die Auseinandersetzung mit Smartphone und Selfiewahn fand ihren krönenden Abschluss in einem Lied, dem Reggae "Ich lass’ mir nen QR-Code auf den Arsch tätowiert.
Haarige Themen beherrschten die zweite Hälfte, denn der Besuch beim angesagten Berliner Friseur mit der Endloswarteliste erweist sich erst als Konfrontation mit den Komplexen wegen dicker Haare (als würden Mastschweine aus meinem Kopf wachsen), ehe die Dämpfe der Chemikalien für einen Trip sorgen, in dessen Verlauf die Frauen ohne Termin im Untergeschoss ritualisierte Nackttänze aufführen.
Immerhin wird die schaurige Vision nicht extra berechnet. Beim eifrigen Mitsingen des Refrains der Zugabe "Surfen auf dem Klo" verdienten sich die Zuschauer im Bürgerhaus nicht nur Extra-Komplimente, sondern auch die dritte Zugabe: Die Evita-Parodie "Schenk mir nie mehr Auberginen" (Don't cry for me Argentina).
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