VON ARMIN HENNIG
"Ich mache heute etwas länger, denn wo willst du danach noch hingehen, wenn du hier gewesen bist, 30 Kilometer von der Autobahn?" Mit diesem Satz stimmte Comedian Bülent Ceylan seine Korbacher Zuschauer schon einmal auf einen langen Abend ein. Tatsächlich endete das Programm um halb elf, dauerte also deutlich länger als die gleichnamige CD, die seit zweieinhalb Jahren auf dem Markt ist. Hauptgrund dafür war viel Interaktion mit dem Publikum, ein Markenzeichen des Mannheimer Kabarettisten.
Plakative Botschaften
Als halber Türke ist Ceylan seiner Vatersprache nicht recht mächtig, kokettiert auch gern damit, nimmt dafür die eher ungut klingende muttersprachliche Wendung getürkt unter die Lupe und auf die Schippe. Etwa mit Beispielen wie: "Wenn ein Spanier die Nacht durchgesoffen und danach gekotzt hat, sagt er doch auch nicht: Ole! Ich habe gedeutscht."
Derartig plakative Botschaften bilden eher die Ausnahme, zumeist vermittelt der Kabarettist seine Botschaft mittels Gestalten wie dem "Monnemer" Original Harald, dem er einen IQ von acht zuschreibt, oder dem schlitzohrigen Gemüsehändler Aslan, der gar nicht anders kann, als die anderen zu "türken", und sich dabei selbst überlistet. Etwa als Ebay-Powerseller, der frisches Obst und Gemüse fotografiert und exakt dieselbe Ware nach Ablauf der Auktion und erfolgreicher Kaufabwicklung ausliefert - also mindestens zwei Wochen später, mit entsprechend schlechten Bewertungen.
Etliche Pointen im Programm gehen derbe unter die Gürtellinie oder gar in die Hose, etwa der Arztbesuch des 80-jährigen Opas, dem die Oma "Pyjamahos" ins Ohr schreit, als der nicht versteht, dass der Arzt eine Probe fast aller Körperflüssigkeiten von ihm nehmen will. Als arbeitsloser Programmierer und Schamane nimmt der Komödiant dagegen neueres Kinderliedgut auf die Schippe. Mit dem "Schni-Schna-Schnappi-Zauber" bannt er eine Großmutter, die ihr Enkelkind auf Kosten der Mutter zu sehr verwöhnt und nicht davon ablassen kann. Nach dreiwöchigem Ritual macht endlich ein Krokodil "Happi Happi" mit der uneinsichtigen Oma.
Echter Sohn Mannheims
Bei der Zugabe erwies sich der Komödiant als echter Sohn Mannheims oder beinahe. Bülent Ceylans Rap mit wallender Mähne war näher an Rammstein als an Schmalzrapper Xavier Naidoo, der sein Fett schon im Wortprogramm abbekommen hatte. Etliche Spitzen, die entlang des Neckars wohl für Lacher oder wütende Proteste gut gewesen wären, blieben in Korbach ohne Echo.
"Mehr Waalkes als Richling" könnte die Bilanz des Abends lauten, beste Aussichten für eine lange Karriere, Otto steuert munter aufs 40-jährige Jubiläum zu. Ceylan will im Sommer 10000 Zuschauer in der SAP-Arena versammeln, die 400 begeisterten Korbacher hätte er gerne dabei.
Quelle: WLZ vom 3. März 2009
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