Freitag, 29. September 2017 - Stadthalle Korbach
Waldeckisches Kammerorchester eröffnet Korbacher Kultursaison – Synthese aus Barock und Romantik
Von Armin Hennig
Korbach. Einen stilistisch breiten Bogen vom Barock bis in die Filmmusik der Neunziger spannte das Waldeckische Kammerorchester im Eröffnungskonzert zur Korbacher Kultursaison. Das Thema Kontraste gestaltete Rainer Böttcher keineswegs nur durch die rasche Aufeinanderfolge von krassen Extremen, sondern auch in unterschiedlichen musikalischen Temperamenten, die sich im Finale bei Edvard Griegs Streicher-Suite "Aus Holbergs Zeit" zu einer Synthese aus Barock und Romantik vereinigten.
Zum Auftakt spielte gleich die größte Besetzung - denn für Georg Philipp Telemanns Ouvertüre in D-Dur für zwei Hörner, zwei Oboen, Streicher und basso continuo gesellten sich Joachim Pfannschmidt und Tabea Zimmermann zum Orchester. Sie gaben den Zuhörern im lebhaften Wechselspiel mit den Oboen von Larissa Niederquell und Ognen Plücker einen Eindruck, wie wortwörtlich der Komponist die Besetzungsangaben in Noten übersetzt hatte. Als ganz großer Moment für die Streicher erwies sich die wirbelnde Réjouissance. Nicht minder eindrucksvoll geriet die Klangmalerei im Carillon. Ein Glockenspiel wie auf einem Rathausturm folgte als nächster Gegensatz, ein voll tönendes Menuett schloss eindrucksvoll den barocken musikalischen Kreis voller Wechselspiele.
Erst rustikal, dann lieblich in der Reprise, lebhaft oder lyrisch bei den Variationen des Themas von Mikhail Glinkas Ouvertüre zu Ruslan und Ludmilla gestaltete Rainer Böttcher die Kontraste und die unterschiedlichen Charaktere der Liebenden über den Zugriff auf die Themen. Ennio Morricones Urwaldidyll "Gabriels Oboe" erwies sich als lyrisches Herzstück mit höchsten Anforderungen an die Solistin (Larissa Niederquell) und das Orchester in Sachen Binnenspannung - ein idealer Moment der Kontemplation an einem Wasserfall, in dessen musikalischer Umsetzung auch die barocken Elemente der Epoche der Handlung des Films aufblitzen.
Die vom Dirigenten beigesteuerten Cembaloklänge gaben dem als Violinduett von Andrea Eiselt und Anika Kleinheins arrangierten Schmerzensthema Schindlers Liste auch einen barocken Rahmen, ehe das Zusammenspiel der beiden Solistinnen die Zuhörer ganz in seinen Bann zog. Im Anschluss daran bildete der euphorische Beginn des Praeludiums aus der Holberg Suite den insgesamt schärfsten Kontrast des Konzerts. Die Gegensätze rhythmisch-erdverbunden, schwebend leicht prägten den weiteren Verlauf von Griegs musikalischer Hommage an die Perückenzeit, mit deren programmatischer Interpretation das Waldeckische Kammerorchester überzeugend den Kreis der Kontraste vor barockem Hintergrund schloss.
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