Camerata Europeana


Camerata Europeana

Donnerstag, 13. November 2008 - Stadthalle Korbach

Viel musikalische Klasse - wenig Zuhörer

Camerata Europeana auf Einladung des VHS-Kulturforums in der Korbacher Stadthalle

VON BERND SCHLIETER

Korbach. Es passiert nicht oft, dass ein professionelles Orchester in Korbach gastiert. Da könnte man schon ein volles Haus erwarten. Könnte man. Dass die Stadthalle am Dienstagabend wegen Überfüllung nicht geschlossen werden musste, war für die Veranstalter bestimmt eine herbe Enttäuschung.

"Was zu viel ist, ist zu viel", sagte angesichts der zahlreichen leeren Plätze eine bekümmerte Konzertbesucherin. "Das Angebot in Korbach sei einfach zu groß. Konzerte in der Kirche, in der Alten Schule in Lelbach, die Korbach-Konzerte. Dazu kommen Theater und Kabarett. Bei allem Interesse, da muss man manchmal passen." Das Publikum sei eben nicht beliebig vermehrbar, und da ein Konzertbesuch schließlich auch Geld koste, dürfe man sich über den mangelnden Zuspruch nicht wundern.

Zu berichten aber gilt es vor allen Dingen über das musikalische Geschehen in der Stadthalle. Die Camerata Europeana präsentierte sich als ein junges, sensibel und engagiert agierendes Ensemble, geleitet von Radoslaw Szulc, der sein Team souverän über alle Fährnisse der Partitur steuerte, der wunderbare Pianissimi hervorzauberte, aber auch dramatische Akzente zu setzen wusste und scheinbar Unwichtiges liebevoll in den Vordergrund stellte.

Klassik pur

Zunächst Haydns Sinfonie Nr. 8 ?Le Soir, die vor allem von den Solopassagen lebt: Geige und Cello sangen um die Wette, die Flöte verbreitete Holzbläserglanz, und sogar ein veritables Kontrabass-Solo war zu hören.

Als Höhepunkt des Abends dann Christoph Soldan mit Mozarts Klavierkonzert C-Dur (KV 503) - mit perlender Mozartleichtigkeit agierend, aber auch mit ruhiger Noblesse und, wenn nötig, mit festem Zugriff. Das alles mündete in eine lange, von ihm selbst verfasste Kadenz: Da hörte man diverse Zitate aus anderen Mozartkonzerten, Beethovens c-Moll Konzert war zu erahnen und zum Schluss, deutlich hörbar, die "Marseillaise". Deutlich hörbar aber auch, dass es mit dem Stadthallenflügel nicht zum Besten steht.

Viel Beifall vom begeisterten Publikum. Selten haben so wenige so viel geklatscht; selten auch wurden die Blumen für den Solisten so charmant überreicht. Zwei weitere Mozartkompositionen gab es als Zugabe: das schwermütige h-Moll-Adagio (KV 540) und die tänzerische Gigue KV 574.

Im zweiten Teil dann Mozarts Prager Sinfonie (KV 504). Da wurde nichts auf die leichte Schulter genommen, sondern das ganze Spektrum dieses späten mozartschen Geniestreichs durchmessen. Dabei schlugen die Musiker durchaus frische Tempi an, gönnten sich aber auch warm strömende Melodien und spannend ausformulierte Dialoge zwischen den Instrumentengruppen.

Zum Schluss die obligatorische Nörgelei - nein, nicht an den Interpreten. Klassik ist beliebt, auf Klassik freut man sich. Aber es gilt auch das alte Römerwort "Variatio delectat" (Abwechslung erfreut).

Abwechslung erfreut

Haydn, Mozart, Mozart, dazu zwei Mozart-Zugaben: risikoloser klassischer "mainstream". Wenn dann in der Orchesterzugabe noch Bachs populäres "Air" erklingt, wird man unruhig. Es muss ja nicht gerade Stockhausen sein oder eine Komposition der diesjährigen Donaueschinger Musiktage für Moderne Musik. Aber ein bisschen mehr an Aufgeschlossenheit für "neue Töne" dürfte man dem Korbacher Publikum schon zutrauen.


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